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Der grün-rote Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg - Zusammenfassung
Die beste Bildung für alle Kinder – das wird das Markenzeichen der grün-roten Landesregierung sein. Wir werden bestehende Bildungsblockaden einreißen. Damit der Bildungserfolg eines Kindes nicht länger vom Geldbeutel oder der Herkunft seiner Eltern abhängt. Grün-Rot stellt deshalb die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes von der Kita bis zur Uni ins Zentrum ihrer Politik.
Nie wieder lernen wir so viel und so schnell wie in den ersten Jahren unseres Lebens. Damit alle Kinder durchstarten können, startet Grün-Rot eine Qualitätsoffensive bei der frühkindlichen Bildung und baut die Betreuungsplätze massiv aus. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren wird ohne Wenn und Aber umgesetzt. Alle Eltern, die einen Krippenplatz für ihr Kind haben wollen, erhalten diesen spätestens im Jahr 2013. Auch die Ganztagsplätze bauen wir im ganzen Land aus. Dazu kommt: Grün-Rot verbessert auch die Qualität der frühkindlichen Bildung und vor allem der Sprachförderung. Kitas und Kindergärten erhalten schrittweise mehr Personal.
Nicht die Kinder müssen passend für die Schule gemacht werden, sondern die Schule passend für die Kinder. Deshalb stößt Grün-Rot eine innovative Schulentwicklung von unten an. Überall dort, wo Schulträger, LehrerInnen und Eltern das wollen, können künftig zehnjährige Gemeinschaftsschulen angeboten werden: Sie orientieren sich am erfolgreichen skandinavischen Schulmodell und stellen die individuelle Förderung ins Zentrum. Davon profitieren die schwächeren SchülerInnen ebenso wie die leistungsstarken. Und die Schule bleibt im Dorf.
Ganztagsschulen sollen in Zukunft nicht mehr die Ausnahme sein. Deshalb baut die künftige Landesregierung Ganztagsschulen flächendeckend aus. Damit Kinder in der Grundschule stressfrei lernen können, ersetzen wir die verbindliche Grundschulempfehlung durch eine qualifizierte Beratung der Eltern. Die Eltern entscheiden danach über die weiterführende Schule für ihr Kind. Die zeitliche Belastung und der psychische Druck im achtjährigen Gymnasien sind hoch. Dort, wo es es gewollt ist, können Gymnasien deshalb künftig einen acht- und einen neunjährigen Zug anbieten. Die Werkrealschule ist nicht zukunftsfähig. Grün-Rot wird allen Schülern an Haupt- und Werkrealschulen ein zehntes Schuljahr ermöglichen – und zwar ohne Notenhürde nach der 9. Klasse. Schulsozialarbeit soll flächendeckend ausgebaut werden. Freie Schulen werden finanziell fair ausgestattet.
Kinder mit Behinderung sollen gleichberechtigt an der Schule teilnehmen können. Deshalb erhalten die Eltern behinderter Kinder ein Wahlrecht: Sie sollen selbst entscheiden können, ob ihre Kinder eine Sonderschule oder eine Regelschule besuchen.
Studiengebühren sind sozial ungerecht. Grün-Rot wird deshalb die Studiengebühren im Land zum Sommersemester 2012 abschaffen. Die Studierenden erhalten mehr Mitsprachrechte an der Hochschule: Sie werden an wichtigen hochschulpolitischen Entscheidungen beteiligt, die Verfasste Studierendenschaft wird wieder eingeführt. Die neue Landesregierung wird die Fehler, die Schwarz-Gelb bei der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge gemacht hat, korrigieren und die Bologna-Reform mit den Studierenden zum Erfolg machen: Mit weniger Prüfungsdruck und einem flexibleren Studium.
Es reicht nicht, wenn die Bürgerinnen und Bürger nur alle fünf Jahre an die Wahlurnen gerufen werden. Die Menschen müssen auch zwischen den Wahltagen die Möglichkeit haben, über wichtige politische Fragen mitzuentscheiden. Die grün rote Landesregierung wird deshalb mehr Demokratie wagen und die Bürger stärker beteiligen: Wir wollen die Hürden für Volksbegehren und Volksentscheide auf Landesebene senken und die direkte Demokratie auf Landkreisebene und in den Kommunen stärken. Außerdem wird Grün-Rot neue Formate der Bürgerbeteiligung vor allem für Infrastrukturprojekte einführen.
Grün-Rot wird eine konsequente Energiewende weg vom Atom hin zu den Erneuerbaren einleiten – und Baden-Württemberg so zum Musterland einer zukunftsfähigen Energieversorgung machen. Die künftige Landesregierung wird sich auf Bundesebene für einen beschleunigten Atomausstieg einsetzen. Im Land sollen die beiden ältesten und störanfälligsten Atomkraftwerke im Land Neckarwestheim I und Philippsburg I dauerhaft vom Netz gehen. Grün-Rot unterstützt eine ergebnisoffene und bundesweite Suche nach einem Atommüll-Endlager.
Bis 2020 will die künftige Landesregierung die Erneuerbaren Energien zur zentralen Säule der Stromerzeugung machen. Deshalb werden wir die Blockade bei der Windkraft beseitigen und sie genau wie die Energie aus Sonne, Wasser und Biomasse konsequent ausbauen. Ein weiteres Ziel ist die klimaneutrale Landesverwaltung. Dazu werden wir die energetische Sanierung der landeseigenen Gebäude vorantreiben, und die Landesverwaltung steigt auf Ökostrom um.
Grün-Rot wird unsere Wirtschaft ökologisch und sozial modernisieren. Denn: Damit der Wirtschaftsstandort erfolgreich bleibt, müssen wir mutig neue Wege gehen. Wer, wenn nicht Baden-Württemberg kann zur weltweiten Modellregion werden, die wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand einerseits mit Ökologie und dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen andererseits verbindet? Die neue Landesregierung wird deshalb ihre Wirtschaftspolitik klar auf zentrale Zukunftsfelder mit großen Wachstumspotentialen ausrichten: nachhaltige Mobilität, Umwelttechnologien, Erneuerbare Energien, Ressourceneffizienz, Informationstechnologien, Gesundheit und Pflege.
Fairer Wettbewerb statt Lohndumping. Grün-Rot wird sich auf Bundesebene für einen gesetzlichen Mindestlohn einsetzen. Zudem werden wir dafür sorgen, dass das Land künftig öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen vergibt, die sich an Tarifverträge halten. Für nicht tarifgebundene Bereichte gilt ein Mindestlohn von 8,50 Euro.
Baden-Württemberg soll zur Pionierregion für nachhaltige Mobilität werden. Der Verkehr muss künftig einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Grün-Rot strebt deshalb einen landesweiten Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs an. Die Mittel für den ÖPNV werden deutlich erhöht, um möglichst flächendeckend einen Stundentakt mit Zügen, Bussen oder Sammeltaxis zu ermöglichen. Außerdem sollen mehr Güter auf die Schiene verlagert werden. Statt auf den Neubau legen wir den Schwerpunkt auf den Erhalt des vorhandenen Straßennetzes.
Bei Stuttgart 21 hat Grün-Rot nach hartem Ringen einen fairen Kompromiss erzielt. Zentral ist der feste Kostendeckel von 4,5 Milliarden: Wenn sich – etwa als Ergebnis des Stresstests – Mehrkosten ergeben, die über diese Schallgrenze hinausgehen, wird sich das Land mit keinem Cent daran beteiligen. Über den Kostendeckel besteht die Möglichkeit, dass das Projekt an seiner eigenen Kostenexplosion scheitert.
Das letzte Wort bei Stuttgart 21 haben die Bürgerinnen und Bürger. Sie entscheiden in einer Volksabstimmung. Wichtig ist dabei: Gegenstand der Abstimmung ist ausschließlich der Tiefbahnhof, während die SPD ursprünglich über S21 plus Neubaustrecke Wendlingen-Ulm abstimmen lassen wollte. Da das derzeitige Zustimmungungsquorum der Landesverfassung sehr hoch ist, wird sich die grün-rote Landesregierung für eine deutliche Senkung dieses Quorums stark machen – wir hoffen, dass wir auch die CDU für ein solches bürgerfreundliches Quorum gewinnen können. Grün-Rot fordert die Bahn auf, den Bau- und Vergabestopp zu verlängern, damit bis zu einem Volksentscheid über Stuttgart 21 keine neuen Fakten geschaffen werden. Vor einem Volksentscheid wird es den in der Schlichtung vereinbarten Stresstest geben. Dabei muss es vollständige Transparenz geben. Nach Abschluss des Stresstests wird die grün-rote Landesregierung eine aktualisierte Kostenrechnung einholen und diese umfassend prüfen.
Nachhaltiges Haushalten sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig. Deshalb will Grün-Rot von 2020 an keine neuen Kredite mehr aufnehmen und so die Schuldenbremse einhalten. Denn mit einem Schuldenrucksack sind künftige Generation nicht mehr politisch handlungsfähig. Die neue Regierung wird ihre Arbeit mit einem umfassenden Kassensturz beginnen. Außerdem werden wir ein strenges Kontrollsystem für den Etat einführen. Damit sollen auch bisher versteckte Belastungen und der Schwund von Landesvermögen etwa durch den Aufschub notwendiger Sanierungsarbeiten an Gebäuden oder Straßen ausgewiesen werden.
Grün-Rotwird die natürlichen Lebensgrundlagen schützen und den Umwelt- und Naturschutz stärken: Das gilt für die Luftqualität ebenso wie für den Gewässer- und Lärmschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Wir werden eine konsequente Naturschutzstrategie entwickeln und die Mittel dafür aufstocken. Um den Flächenverbrauch zu begrenzen, werden klare Vorgaben entwickelt. Nur informierte VerbraucherInnen sind mündige VerbraucherInnen. Wir werden die Lebensmittelkontrolle stärken, die Zahl der unabhängigen Verbraucherzentralen erhöhen und mehr Transparenz schaffen.
Grün-Rot schafft ein zu 100 Prozent gentechnikfreies Baden-Württemberg bei Pflanzenanbau und Tierzucht. Denn Agro-Gentechnik bringt Risiken für Mensch und Umwelt und schafft Monokulturen auf den Feldern. Außerdem ist gentechnikfreie Produktion ein echter Marktvorteil für unsere Bauern. Die neue Landesregierung setzt auf Klasse statt Masse: Die Zukunft unserer klein - und mittelbäuerlich geprägten Landwirtschaft liegt in qualitativ hochwertigen Produkten und nicht in Agrarfabriken oder Massentierhaltung. Gerade Bio bietet beste wirtschaftliche Perspektiven. Wir werden deshalb die Landwirte stärker als bisher beim Umstieg auf Ökolandbau unterstützen.
Die Vielfalt der hier lebenden Menschen bietet große Chancen. Die grün-rote Landesregierung will diese Chancen mit einer aktiven Integrationspolitik nutzen: Wir wollen im öffentlichen Dienst den Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund erhöhen, Einbürgerungen erleichtern und uns dafür stark machen, dass ausländische Bildungsabschlüsse leichter anerkannt werden. Außerdem werden wir die Lebenssituation von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Land verbessern.
Gleiche Pflichten – gleiche Recht: Grün-Rot wird Homosexuelle, Bisexuelle und Trangender gleichstellen. Die Homoehe wird künftig auf dem Standesamt gefeiert. Verpartnerte schwule oder lesbische Paare werden im Landesrecht künftig gleich behandelt wie heterosexuelle Ehepaare.
Datenschutz ist Bürgerrecht. Um einen unabhängigen und bürgernahen Datenschutz zu verwirklichen, wird Grün-Rot die beim Landtag angesiedelte oberste Datenschutzbehörde finanziell und personell besser ausstatten und mit eigenen Sanktionsmöglichkeiten ausstatten. Die neue Landesregierung will eine bürgernahe Polizei und den Personalabbau bei der Polizei stoppen. Auf Bundesebene wird sie sich für eine Verschärfung des Waffenrechts stark machen.
Grün-roter Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg - Langfassung
Im Wahlkreis Sinsheim:
Charlotte Schneidewind-Hartnagel
Im Wahlkreis Wiesloch:
Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr
Die Zeit ist reif für einen Politikwechsel. Wir wollen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein ökologisches, soziales, gerechtes und weltoffenes Baden-Württemberg möglich machen.
Ressourcenschonende Produktion, Förderung von Klima- und Umwelttechnologien, starker Umwelt- und Naturschutz. Wir wollen unsere Wirtschaft ökologisch modernisieren, damit unsere Unternehmen auch künftig auf dem Weltmarkt vorne mitspielen. Die Zukunft der Automobilindustrie liegt in nachhaltiger Mobilität, Handwerk und Mittelstand spielen beim Umstieg auf erneuerbare Energien eine zentrale Rolle. Viele Unternehmen machen sich schon auf den Weg in diese Wachstumsbranchen. Grüne Politik unterstützt sie dabei.
Wer Grün wählt, wählt neue Jobs für heute und morgen. Mit einem Green New Deal schaffen wir Arbeitsplätze im Maschinenbau, bei Umwelt- und Energietechnologien und in der IT-Branche, bei Kinderbetreuung und Gesundheits- und Pflegedienstleistungen. Wir wollen Mindestlöhne und niedrigere Sozialabgaben für Geringverdienende.
Damit alle Kinder durchstarten können, wollen wir individuelle Förderung, gute Ganztagsschulen und dort Gemeinschaftsschulen, wo die Menschen vor Ort dies wollen. Eine Schulreform von unten lässt eine neue Schulkultur wachsen – und die Schule bleibt im Dorf. Die unsozialen Studiengebühren werden wir abschaffen, die Studienbedingungen verbessern.
Krabbelstuben, Kitas und Horte in allen Ecken Baden-Württembergs – für gute Bildung von Anfang an und beste Startchancen für alle Kinder. Väter und Mütter brauchen die Sicherheit, in ihrer Nähe gute Kinderbetreuung zu finden, damit sie die Wahl haben und guten Gewissens zur Arbeit gehen können.
Ob Baden-WürttembergerInnen von der Alb oder aus Anatolien stammen – wir brauchen den Beitrag aller und wollen gemeinsam stark sein. Alle sollen selbstbestimmt leben können. Bei Problemen muss die Gesellschaft unter die Arme greifen: beim Einstieg ins Berufsleben, beim Ausstieg aus der Arbeitslosigkeit, bei der Pflege der Eltern oder auch beim Start als junge Familie. Wir wollen eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Stadt und Land, für Alte und Junge.
Lasst uns mehr Demokratie und einen neuen Politikstil wagen! Wir wollen Politik transparent machen, Volksentscheide erleichtern, Bürgerinnen und Bürger direkt beteiligen. Damit Sie bei Großprojekten und umstrittenen Vorhaben endlich mitentscheiden können.
Stuttgart 21 lehnen wir ab. Die Alternative „Kopfbahnhof 21“ kostet weniger und leistet mehr. Aber entscheiden sollen die BürgerInnen: per Volksabstimmung. Wir wollen besseren Bus- und Bahnverkehr im ganzen Land und mehr Güter auf der Schiene. Die Rheintal-Bahn muss menschen- und umweltfreundlich ausgebaut werden. Gerade deshalb dürfen wir nicht für ein einziges sinnloses Prestigeprojekt Milliarden verschwenden.
Für unsere kleinräumige Landwirtschaft bietet Bio beste wirtschaftliche Perspektiven. Ökolandbau schont die Natur und pflegt unsere Kulturlandschaft. Immer mehr Gastwirtschaften setzen auf saisonales und regionales Essen – so kommen Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus zusammen. Wir schaffen ein zu 100 Prozent gentechnikfreies Baden-Württemberg.
Laufzeitverlängerung ist der falsche Weg. Statt Atommüllberge anzuhäufen, setzen wir auf die drei E: Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erneuerbare Energie. Bis 2050 wollen wir für Baden-Württemberg 100 Prozent saubere Energie aus Wasser, Wind und Sonne. Damit schützen wir das Klima und sichern die Stromversorgung. Machen wir Baden-Württemberg zum Spitzenreiter bei grünen Technologien!
Jeder soll sich in einer weltoffenen und toleranten Gesellschaft entfalten können – sicher, frei und ohne Angst. Wir wollen starke Bürgerrechte statt konservativer Überwachungsphantasien – auch im Internet. Diskriminierung wegen Herkunft, Geschlecht, Religion, Alter, Behinderung oder sexueller Identität akzeptieren wir nicht.
Nachhaltiges Haushalten sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig. Sogar in guten Zeiten haben die CDU-Regierungen Schulden gemacht. Wir Grünen stehen für eine solide Finanzpolitik. Das Land muss dafür sorgen, dass Gemeinden und Städte finanziell handlungsfähig bleiben. Aber auch der Bund ist gefordert: Starke Schultern sollen endlich wieder einen fairen Anteil an der Steuerlast tragen.
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