Zum Jubiläumsfest des Kreisverbandes

"... auf dass wir weiter ein kritischer grüner Kreisverband bleiben, der Mut macht, dass eine andere Welt möglich ist."

31.12.17 –

Zitat Festredner Rolf Gramm (Neckargemünd):
"... auf dass wir weiter ein kritischer grüner Kreisverband bleiben, der Mut macht, dass eine andere Welt möglich ist."

Gründungsmitglied Christa Kleinbub-Dunkl (Bammental):
„Im OV waren wir ein Sammelsurium von Leuten, die ansonsten wenig miteinander zu tun hatten: Christen, Feministinnen, ein Frauenarzt und natürlich jede Menge Lehrer…“ Und über Reaktionen auf die „aus der K-Ecke“: „Bass uff die uff, wer weiß was die wollen, womöglich die Revolution durch die Hintertür…“

Gesa Richter (ehem. Neckargemünd):
„Gerade diese langhaarigen Typen waren mir auch etwas unheimlich. Ich habe aber gemerkt, dass die nicht so schlimm sind. Schön euch alle wiederzusehen!“

Für Wiesloch hat das Gründungsmitglied Roland Münz-Berti seine Erinnerungen in ein paar Sätzen zusammengefasst, die Ihr hier nachlesen könnt: Grüne Wiesloch

In 35 Jahren nicht immer auf Linie

Der Grüne Kreisverband Odenwald-Kraichgau feierte Jubiläum

Bammental. Bei der Feier „35 Jahre Kreisverband Odenwald-Kraichgau“ präsentieren die Ortsverbände sich und ihre Geschichte mit Aufnahmen und Zeitungsartikeln. Die Wände in der Mensa der Elsenztalschule in Bammental sind voll mit Grünen-Plakaten, die das bunte Spektrum und den Geist der Anfangsjahre spiegeln.

Es ist ein langer Weg der Grünen nach Jamaika - von einer Partei, die angetreten ist, die Welt zu retten, zu den Sondierungsgesprächen mit CDU, CSU und FDP. Das macht Peter Dunkl, selbst Gründungsgrüner, als Moderator des Abends deutlich. „In Bammental würden wir das hinbekommen, aber da gibt es ja auch keine CSU“, bemerkt der Bammentaler Fraktionssprecher grinsend.

„Peter Dunkl war schon Gemeinderat da gab es noch keine Grünen“, stellt Bürgermeister Holger Karl (CDU) fest und bestätigt die gute Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene. Jamaika als „Fluch der Karibik“ – dafür gibt es ebenso belustigte Zustimmung wie für die Ansage, es gebe immerhin fünf Folgen der Filmserie. Karl lobt neben den Leistungen Bammentals bei der Flüchtlingsunterbringung und -integration auch den Pakt für Integration, den das Land mit den Kommunen geschlossen hat.

Doch warum 35 Jahre? Rolf Gramm, der seit 1982 für die Grünen im Raum Neckargemünd aktiv ist und 25 Jahre im Kreisvorstand war, gibt unumwunden zu: „Dieses Jubiläum war eine verdammt schwere Geburt.“

Launig beschreibt er, warum es mehrere Anläufe für ein Jubiläum gebraucht habe. „Die regionalen Anfänge unserer Partei sind lausig dokumentiert“,  sagt Gramm. Das liege daran, dass sich die Grünen aus vielen sozialen Bewegungen und Bürgerinitiativen gegründet hatten. „Wir haben schlicht gar nicht damit gerechnet, dass wir so Geschichte schreiben, wie wir es dann getan haben.“

Ende der Siebziger Jahre sei die Atomkraft für weite Teile der Gesellschaft zum Symbol geworden für eine Wirtschaft, die für ihre Profite die Ruinierung der natürlichen Lebensgrundlagen in Kauf genommen habe. Mit dem „Schrottreaktor“ Obrigheim, zwei Atomkraftwerken in Biblis, zwei in Philippsburg und zwei weiteren in Neckarwestheim sei die Region von AKW regelrecht umzingelt gewesen.

Gramm berichtet von der „wilden Gründungszeit“, dem Engagement und großen Drang nach grundlegender Veränderung und dem Mut, sich gegen den Mainstream zu stellen. „Karriereförderlich war grünes Engagement damals nicht“, betont er.

Mit eigenen Positionen und Resolutionen habe der KV Odenwald-Kraichgau innerhalb der Landesgrünen schnell den Ruf gehabt, ein „eher kritischer und widerständiger Kreisverband“ zu sein. Dass sich der KV während der völkerrechtswidrigen Kriegsbeteiligung Deutschlands am Kosovo-Konflikt 1998/99 unter Rot-Grün für einen innerparteilichen Beitragsboykott entschieden habe bezeichnet Gramm als „ausgesprochen weise“. Der Landesvorstand habe daraufhin - ohne den Kreisvorstand zu kontaktieren - eine Mitgliederversammlung einberufen und dabei eine herbe Schlappe hinnehmen müssen. Laut Gramm hat sich der KV auch bei der Beteiligung am Afghanistan-Krieg, der Unterstützung der Agenda 2010 und der Beförderung eines Niedriglohnsektors mehrheitlich in deutlichem Widerspruch zur Fischer-Linie befunden.

„Ich denke, es macht auch ein wenig den Stolz von Vielen auf unseren KV Odenwald-Kraichgau aus, dass wir es uns immer erlaubt haben, uns einen eigenen Kopf zu machen“, so Gramm.
Er spricht auch die anwesende atompolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Sylvia Kotting-Uhl an, die er als „Gewächs aus unserem Kreisverband“ bezeichnet. Sie habe dazu beigetragen, dass die Ära Atomkraft am Ende sei.
Die Grünen seien vor allem in den Städten stark, der Kreisverband Odenwald-Kraichgau sei aber zu einem großen Teil ländlich geprägt. Dennoch habe er 2011 bei der Landtagswahl zwei Mandate und 2016 mit Hermino Katzenstein sogar ein Direktmandat gewonnen. Statt Protestpartei seien die Grünen heute eine Partei, die Diskussionen in der Gesamtgesellschaft vorweg nehme und ausgefeilte Zukunftskonzepte entwickle, die sie in den Regierungen umsetzen wolle.

Falls es zur Empfehlung einer Jamaika-Koalition durch die Verhandlungskommission kommt sagt Gramm eine „spannende Kreisversammlung“ voraus. „Vielen von uns fehlt nach wie vor die Phantasie, wie wir mit Seehofer und Lindner eine Regierung mit positiver Gesamtbilanz hinbekommen sollen“, stellt er fest, schließt aber dann doch hoffnungsvoll mit dem Motto: „Der Weg ist voller Windungen und Wendungen, aber die Zukunft ist licht.“

Die anwesenden Gründungsmitglieder werden mit einer silbernen Ansteck-Sonnenblume geehrt und bekommen ebenso wie Mitglieder, die mindestens 25 Jahre dabei sind, eine Flasche Jubiläumswein, eine eigens etikettierte Spezialabfüllung. Zusammen mit den beiden neuesten und dem jüngsten Mitglied und dem Publikum im Saal stimmen sie ein „Grünen-Badnerlied“ an.

Viel Lob bekommt das Jubiläums-Orga-Team um Edith Wolber, Christa Kleinbub-Dunkl, Anja Wirtherle, Rolf Gramm und Petra Groesser.
Und dann geben die Bammentaler Musikkabarett-Damen von „No Name“ den Ton an und singen: „Es regiert jetzt im Land der Kompromiss - ob aber der stimmig ist?“

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