„Gestaltung der Gesellschaft ist nicht Sache von Google oder Amazon“

Zuversichtlich sein und Flagge zeigen, dafür warb der Landesvorsitzende Oliver Hildenbrand beim Neujahrsempfang des Grünen-Kreisverbandes Odenwald-Kraichgau in Wiesloch. Zuversichtlich sein und Flagge zeigen, dafür warb der Landesvorsitzende Oliver Hildenbrand beim Neujahrsempfang des Grünen-Kreisverbandes Odenwald-Kraichgau in Wiesloch.

20.03.18 –

Zuversichtlich sein und Flagge zeigen, dafür warb der Landesvorsitzende Oliver Hildenbrand beim Neujahrsempfang des Grünen-Kreisverbandes Odenwald-Kraichgau in Wiesloch. Die Schwierigkeiten der Regierungsbildung im Bund hätten gezeigt, dass die Parteien keineswegs alle gleich seien. „Wenn die Grünen nicht beteiligt sind spielt der Klimaschutz keine Rolle mehr“ stimmte er das Publikum im Kulturhaus in Wiesloch ein.

Gestaltungswille sei gefragt, auch bei der Bildung. In Baden-Württemberg gebe es fünf Jahre nach dem Start bereits 304 Gemeinschaftsschulen. “Die Schulen haben unglaubliche Pionierarbeit geleistet“, betonte Hildenbrand und wies auch darauf hin, dass 50 Prozent der Kinder, die inklusiv beschult werden, in einer Gemeinschaftsschule lernen. Die Bildungsgerechtigkeit sei in der Landesverfassung fest verankert, auch wenn dieser Grundsatz in manchen Diskussionen Konservativer keine Rolle spiele. Umso mehr freute er sich, dass sich die Kultusministerin sehr eindeutig zur Gemeinschaftsschule bekannt habe. Der grüne Landesvorsitzende sprach auch das Thema Digitalisierung an und betonte die Dringlichkeit wichtige Rahmenbedingungen für Datenschutz, soziale Sicherheit und Vereinbarkeit von Freizeit und Berufsleben zu setzen.

Zur Diskussion über die Reform des Landtagswahlrechts in Baden-Württemberg gab sich Hildenbrand zuversichtlich: Es sei ja offensichtlich weniger eine Koalitionskrise als eine CDU-interne Krise.
Den vielen anwesenden Rätinnen und Räten aus den umliegenden Gemeinden des Kreises dankte er besonders, sei es doch nicht selbstverständlich, dass sich Menschen in solch zeitaufwändigem Ehrenamt oft über viele Jahre für das Gemeinwesen engagieren.

Im Namen des Kreisverbandes und der Wieslocher Grünen hatte Gabriela Lachenauer zum Beginn des Empfangs auch den Grünen Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein und Oberbürgermeister Dirk Elkemann begrüßt, der ein Grußwort der Stadt Wiesloch sprach. „Ich empfinde es als schöne Geste“, freute er sich über die Einladung des Kreisverbandes.

Grüne Aufbruchsstimmung verbreitete der Mannheimer Bundestagsabgeordnete Dr. Gerhard Schick mit Blick auf die Bundespolitik. Nach zwölf Jahren Opposition sieht er für seine Partei die Chance, in der anstehenden Aktualisierung des Grünen Grundsatzprogrammes mit neuen Ideen in die Gesellschaft auszustrahlen. „Der Raum für grüne Politik ist weit größer als das Wahlergebnis vermuten lässt - ich glaube, den sollten wir nutzen“, sagte Schick und beschrieb die Notwendigkeit mit eindrücklichen Worten.

Er sehe die Gefahr, dass sich die Gesellschaft weiter auseinander entwickelt und Menschen unter die Räder geraten. 6,9 Millionen Menschen könnten ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. „Schaffen wir es das zusammen zu halten?“
Mit dieser Frage zielte er nicht nur auf die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Auch in anderen Zusammenhängen sei die Sorge um das Abgehängt werden groß: Analog und digital, Stadt und Land, Ost- und Westdeutschland, gesund und krank.
Es gehe auch darum, Selbstbestimmung unter den Bedingungen der Digitalisierung zu sichern und Antworten auf die „Neue soziale Frage“ und auf wachsende Vereinsamung zu finden. „Die Gestaltung der Gesellschaft ist Sache der Bürger und Bürgerinnen und nicht die von Google oder Amazon“, betonte er.

Die Hoffnungen auf einen musikalischen Beitrag des Bundestagsabgeordneten, der bekanntlich gerne Klavier spielt und gelegentlich auch singt, zerschlugen sich am Ende. Schmunzelnd enthüllte Schick seine mitgebrachten Notenblätter als Recycling in Reinform (er hatte deren Rückseite lediglich als Notizzettel benutzt) und leitete mit einem kleinen Kompliment an die Gastgeber  zur Live-Musik des Tages über: „Ich finde bei euch zu sein immer besonders bereichernd weil dieser Kreisverband stets die Verbindung von Politik und Kultur hinbekommen hat“, so Schick.

Ganz in diesem Sinne stimmte das Duo „Green Coffee“ mit Kristina Junker und Kai Schmidt-Eisenlohr, dem ehemaligen Wieslocher Landtagsabgeordneten, die nächsten Musikstücke an. Sie boten die passende Umrahmung für den geselligen Ausklang und das Büffet, das der grüne Ortsverband den Gästen bot.

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