Ändere die Welt, sie braucht es.....

Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags,  beim Frühlingsfest des Kreisverbands Odenwald Kraichgau am 7. März 2021

08.03.21 –

Unter das Motto: „Ändere die Welt, sie braucht es“, ein Zitat von Bertold Brecht, stellte Claudia Roth ihre inspirierende Rede anlässlich des Frühlingsfests des KV Odenwald Kraichgau. Viele Interessierte aus dem KV und der Umgebung hatten sich im Meeting Raum eingefunden. Wunderbar musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch die Bands Sanni und Paul aus Eberbach und Kraft und Kraftin aus St. Leon-Rot
Aus aktuellem Anlass begann Claudia Roth ihre Rede mit einem Blick auf die politische Kultur im Land. Aktuelle Fälle wie der Maskenskandal bei Bundestagsabgeordneten von CDU und CSU schadeten dem Ansehen der Politik insgesamt massiv. Anstand, Rechtstreue und Moral seien Werte, die ganz elementar wichtig sind. Ebenso Vertrauen in der aktuellen Situation.

Claudia vermisste in Teilen das nötige Unrechtsbewusstsein, es könne auch nicht sein, dass die betroffenen Politiker ihre Mandate nicht sofort zurückgäben sondern erst nach Ende der Legislaturperiode. 

Claudia Roth zeigte auf, was die Grünen auszeichnet: Kampf gegen Bildungsarmut, Kampf gegen die Spaltung der Gesellschaft. Es dürfe nicht sein, dass Frauen die Verliererinnen der Pandemie seien. Sorge bereite ihr auch ein zunehmender Nationalismus und Autokratismus. Viele Aufgaben können nur gemeinschaftlich und international gelöst werden, allen voran die Klimakrise.

Claudia zitierte den Artikel 1 des Grundgesetzes als „wunderbaren Satz“: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das Wesentliche daran: Hier geht es um jeden Menschen unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung usw. Die Grünen sind für Demokratie und Vielfalt der Gesellschaft. Mit einem Augenzwinkern erwähnte Claudia, dass die Grünen in aktuellen Zeiten auch „Verfassungsschützer*innen“ sein müssen. Die Demokratie ist sehr zerbrechlich, wie auch der Sturm auf das Kapitol am 6. Januar gezeigt hätte. Daher ist es so wichtig, die Demokratie im Herzen zu tragen, wie es die Grünen tun. 

Claudia unterstützt die Wahlkämpfer*innen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und ist zuversichtlich, dass die Grünen ein gutes Ergebnis erreichen. „Wir brauchen starke Grüne“ im Bund wie in den Ländern. Ein starkes Ergebnis in den ersten Landtagswahlkämpfen ist eine wichtige Grundlage für das Superwahljahr 2021 mit vier Landtagswahlen und der Bundestagswahl im September. 
Im Anschluss an die Gedanken von Claudia gab es verschiedene Fragen und Diskussion. 
Nach einem musikalischen Beitrag von Kraft und Kraftin nutzten die Landtagskandidaten Hermino Katzenstein und Norbert Knopf die Gelegenheit für einige Gedanken. 

Hermino verwies auf den 8. März - den Frauentag - und dass es das Ziel sein müsste, dass es diesen Tag nicht mehr braucht, weil wir eine Gesellschaft benötigen, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind und „50 Prozent der Macht“ bei den Frauen ist. Er verwies auf den „equal pay day“ und auch auf die Situation im Landtag, in dem nur 27 Prozent Frauen vertreten sind, was an allen anderen Parteien außer den Grünen liegt. Hermino erinnerte daran, dass die Änderung des Landtagswahlrechts – um den Anteil von Frauen und benachteiligten Gruppen zu erhöhen - nicht gelungen ist, obwohl es mit dem Koalitionspartner vereinbart war.  Dies soll in der neuen Legislaturperiode nochmals in Angriff genommen werden. 
Hermino berichtete über weitere Aktivitäten und auch den Erfolg, endlich eine der vier Radspuren von Neckargemünd nach Heidelberg für den Radverkehr gewonnen zu haben. 
Er bittet alle Anwesenden um Unterstützung im Wahlkampfendspurt und auch um Überzeugungsarbeit im Umfeld: „Bitte geht wählen!“.

Norbert berichtet über seine Erfahrungen im Wahlkampf mit „rhetorischen Meisterleistungen“ manch anderer Kandidat*innen, die zwar Klimaschutz forderten aber eigentlich etwas anderes wollten und auch sehr unkonkret blieben. 
Neue Straßen bauen und Klimaschutz, das passt nicht zusammen. „Der Wald soll gut gegärtnert werden“, so die Aussage aus einer anderen Partei, das sei verharmlosend. Um ihn zu bewahren, muss er aber umgebaut werden, dies dauert ca. 20 Jahre. Daher muss jetzt der CO2 Ausstoß massiv reduziert werden, sonst gibt es keinen Wald mehr und die Zeit reicht nicht für den Umbau. 

Auch die Aussage „das Individuum muss sich ändern“ suggeriert, dass der Staat keine Verantwortung übernehmen müsste, sondern die/der Einzelne. Dies ist explizit nicht so. Ohne klare politische Vorgaben ist der Klimawandel nicht aufzuhalten. 
Die Begrifflichkeit „Technologieoffenheit“ wird verwendet, gemeint ist aber eigentlich „Forschungsoffenheit“. Da wir nicht auf Technologien warten können, die erst in zehn Jahren einsatzbereit sind, gilt es aus Norberts Sicht, auf die heute verfügbare Technologie zu setzen. Dies ist die Batterietechnologie. 

Norbert weist darauf hin, dass echter und konkreter Klimaschutz nur bei den Grünen zu finden ist. Auch wenn man es damit nicht jedem recht machen wird, plädiert er für ehrliche und klare Politik und entsprechende Aussagen zum Klimaschutz und den hierfür erforderlichen Maßnahmen. 

Bundestagskandidat Jürgen Kretz nimmt den Ball von Claudia zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals) auf und verweist auf die nötige internationale Zusammenarbeit. Er stellt hier auch einen deutlichen Wandel der Sichtweisen fest. Auch wenn sicherlich „ferne“ Länder wie Bangladesch weiterhin besonders stark durch den Klimawandel betroffen sind, so werden die massiven Veränderungen direkt vor unserer Haustür  deutlich sicht- und spürbar.. Jürgen setzt sich für Nachhaltigkeit auf allen Ebenen und besonders in der internationalen Zusammenarbeit ein und möchte hier seine umfangreichen Auslandserfahrungen einbringen. 
Nach Fragen, Diskussion und weiteren musikalischen Beiträgen endete das Frühlingsfest in guter und motivierter Stimmung. 

Auf in den Wahlkampfendspurt!

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